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Plastikmüll ist allgegenwärtig. Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Wir konsumieren mittlerweile krankhaft und malochen, was das Zeug hält, um weiter mithalten zu können. Sprichworte, wie weniger ist mehr, kennen wir nicht. Die Werbung beeinflusst uns laufend. Trinkt dieses Bier, esst dieses Nahrungsmittel, tragt diese Klamotten, fahrt dieses Auto, macht diesen Urlaub, kauft dies, kauft das…
Begriffe wie Nachhaltigkeit oder Ressourcen sind Fremdwörter für uns. Wir hauen raus, was geht. Wir achten dabei nicht auf unsere Natur, nicht auf unseren ökologischen Foodprint, nicht auf sonst was – wir leben jetzt und wollen Spaß! Die wenigsten wissen etwas mit dem Begriff Earth Overshoot Day anzufangen. Dabei ahnen die meisten von uns, dass es auf Dauer nicht so weitergehen kann…
Im vergangenen Jahr nun, fand an der HAWK in Hildesheim ein sog. “Baugespräch“ statt. Die Fachbereiche Architektur und Bauingenieurwesen veranstalten dort eine ganze Reihe dieser Gespräche in ihrer Aula am Hohnsen. Hier referieren in lockerer Folge Bauschaffende über ihre Projekte oder Forschungen.
Im April 2019 war mit Marcella Hansch ein junge Architektin aus Aachen als Vortragende eingeladen. Ich surfe als Absolvent der Hochschule in Hildesheim ab und an auf der HAWK-Seite und las zufällig davon. Ich notierte mir den 09.04.2019 als Termin ihres Referats. Darin sollte es nämlich um eine Vision gehen, die Weltmeere von Plastikmüll zu befreien. Für mich als Plastikfastender sozusagen ein Muss!
Der Vortrag war dann wirklich hochinteressant. Marcella verfolgt den Gedanken, einen überdimensionalen Kamm zu konstruieren, zu bauen und durch die Meereströmungen zu ziehen. So soll Kunststoff aus dem Wasser herausgefiltert werden.
Sie kam beim Tauchen während eines Urlaubs darauf, nachdem sie unter Wasser Plastiktüten und anderen Unrat wahrgenommen hatte. Wieder an der Uni sprach sie mit ihren Profs. Sie erhielt grünes Licht, sich in ihrer anstehenden Masterarbeit dem Aufnehmen von Plastikmüll aus den Ozeanen zu widmen.
Dabei optimierte sie den oben genannten Kamm immer weiter. Die genaue Form ergab sich u.a. aus strömungstechnischen Erfordernissen. Der riesige Plastikfilter bietet auch Anlegeplätze für Schiffe, die den aufgefangenen Kunststoff später zurück ans Festland bringen.
Marcella hat ihre Masterarbeit lange abgegeben und arbeitet – mit einem immer größer werdenden Team – unermüdlich weiter daran, ihre Idee umzusetzen.
Zum Team gehören u.a. AbsolventenInnen der Fachbereiche Meeresbiologie, Geografie, Chemie, Verfahrenstechnik, Maschinenbau, Bauingenieurwesen, Architektur oder Energietechnik.
Inzwischen werden auch Verfahren ausgetüftelt, neues Plastik gar nicht erst in die Meere kommen zu lassen. Der Plan ist, die Reise des Mülls bereits an Flußmündungen zu stoppen. Hierfür sollen ähnlich angelegte Kämme – wie schon beschrieben – eingeschwommen werden und den Kunststoff aufnehmen.
Außerdem gibt es Konzepte, den angelandeten Kunststoff später mit Hilfe von Bakterien aufzulösen. Es wird ebenfalls geprüft, in welcher Form Kunststoffe recycelt, bzw. einer neuen Nutzung zugeführt werden können.
Der Pacific Garbage Screening e.V. hat ebenfalls vor, Referenten an Kindergärten oder Schulen zu schicken. Diese haben dann die Aufgabe, bei unserem Nachwuchs bereits das Bewusstsein in Bezug auf die Vermeidung von Abfällen zu wecken und idealerweise gleich ganz auf Plastik zu verzichten.
Wie ich finde, handelt es sich bei dem beschriebenen Fahrplan um ein umfänglich überzeugendes Konzept!
Im Anschluß an die Veranstaltung sprach ich eine Weile mit Marcella und auch mit einigen Dozenten der HAWK über dieses hochspannende Thema.
Wieder zu Hause, meldete ich mich sofort als neues Mitglied beim Pacafic Garbage Screening e.V. (PGS) an. Ich will diese Idee ideell und durch meinen frei gewählten Beitrag auch finanziell unterstützen! Das Beitragsminimum liegt übrigens bei 1€/Monat. Eigentlich für jeden Geldbeutel erschwinglich. Als Mitglied werde ich seither per Newsletter über neueste Entwicklungen (…) informiert und freue mich darüber, dass es stetig voran geht!
Ich wünsche mir, dass PGS noch ganz viele Mitglieder bekommen wird. Vielleicht auch Dich!? Denn Du willst doch bestimmt nicht, dass im Jahr 2050 gewichtsmäßig mehr Plastikmüll in den Ozeanen herumschwimmt, als Fische, oder??
Aktuell landen pro Sekunde übrigens 250 kg Kunststoffe in den Weltmeeren. Machen wir weiter, wie bisher, werden wir die dort schwimmenden Lebewesen wahrscheinlich schon früher mit unserem ganzen Müll verdrängt haben. Ãœber weitere Folgen mag ich gar nicht nachdenken…