Nach dem Fasching in Bayern…

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Die Ursprünge des politischen Aschermittwochs gehen bis in das 16. Jahrhundert zurück. Damals trafen sich Bayerische Bauern zu einem Vieh- und Rossmarkt in Vilshofen und diskutierten – neben den geschäftlichen Dingen – auch heftig über tagesaktuelle Dinge. Im 19. und 20. Jahrhundert machte sich die CSU dieses alternative Politikforum mehr und mehr zunutze, um politische Gegner aufs Korn zu nehmen. Seit dieser Zeit verbreiterten sich Aschermittwoche bundesweit und werden von vielen Parteien veranstaltet.

Für mich war der politische Aschermittwoch schon immer ein eher grenzwertiges Spektakel. Ich konnte diesem Treiben nie etwas abgewinnen. Mein Eindruck verfestigte sich nun weiter. In den jetzigen Krisenzeiten erscheint mir diese Form der Selbstbeweihräucherung und Kritik an Menschen, die nicht der eigenen Partei angehören, als mehr und mehr aus der Zeit gefallen.

Ohne Korrektiv wird hier, z.B. bei der CSU in Passau, in weißbiergeschwängerter Luft vom Leder gezogen. Je deftiger und populistischer die Sprüche, umso lauter das Schenkelklopfen. Soweit, so lustig.

Wären die Äußerungen, die hier z.B. von einem Ministerpräsidenten kamen, in einem normalen Interview getätigt worden, gäbe es sicher einen Haufen Beleidigungsanzeigen. Und das berechtigterweise!

Ich vermute, dass die RednerInnen – auch der genannte MP – auf diesen Veranstaltungen vor allem von eigenen Unzulänglichkeiten und Problemen ablenken wollen. Wären sie bei bestimmten Entscheidungen im Bund vielleicht selbst in der Verantwortung, hätten sie in vielen Fällen ähnlich handeln müssen, wie es nun deftig kritisiert wird.

Zum Glück werden derartige Veranstaltungen nur einmal im Jahr abgehalten. Aus meiner Sicht, kann darauf – Tradition hin, Tradition her – gänzlich verzichtet werden.

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