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Ich lese gern – vor allem eine Tageszeitung aus meiner Heimatstadt und mehrere überregionale Blätter. Finde ich einen Artikel gut oder passt mir etwas nicht, schreibe ich auch gern mal einen Leserbrief.
Zum Beispiel gestern. Da las ich in einer Zeitung nämlich einen Beitrag über Uni-Vorlesungen. Es ging darum, das Präsenzveranstaltungen sinnvoll seien und dass man in der postcoronalen Zeit wieder dahin zurückkommen müsse. Der Kontakt zwischen den einzelnen Kommilitonen und den Profs sei einfach wichtig und prägend.
Vom Inhalt her ein wirklich guter Beitrag. Aber das Handwerkliche passte nicht so recht. So stolperte ich über einen Satz, der sage und schreibe über 81 (!) Wörter verfügte. Zudem enthielt er 7 mal mal das Wort durch sowie 11 Kommata, bis dann irgenwann ein Punkt kam.
Die Deutsche Presseagentur gibt ihren Schreiberlingen u.a. diese Vorgaben mit auf den Weg:
- In einem Beitrag sollen sich kürzere mit längeren Sätzen locker abwechseln.
- 20 Wörter pro Satz markieren die Obergrenze.
- Bei 30 Wörtern pro Satz liegt die absolute Grenze des Erlaubten.
Sätze mit integrierten Nebensätzen werden ab einer gewissen Länge einfach unverständlich. Man muss sie mehrfach lesen, um ihren Sinn annähernd ergründen zu können.
Ist ein Artikel verfasst, wird er übrigens redigiert. Eine Redakteurin oder ein Redakteur überbearbeitet ihn und gibt ihm die endgültige Form zur Veröffentlichung. Dabei achtet sie/er auf den Inhalt, die Interpunktion, die Rechtschreibung, u.a. natürlich auch auf Satzlängen. In der genannten Veröffentlichung über Vorlesungen, ging das leider ziemlich in die Hose..
So ähnlich verfasste ich meine Zeilen an die Zeitung, in welcher der Beitrag veröffentlicht wurde. Jetzt bin ich mal gespannt, ob es auf diesen Leserbrief eine Reaktion gibt…
Nachtrag: Bis heute (19.12.2020) gab es keine Reaktion auf meinem Brief. Es wird auch nix mehr kommen…